........ ein 30 Liter Äppelwoifass, die Alt-Kerbeborsch “Edelweiß 49/59”, ein warmer Kerbemontag, an dem sieben Sonnen schienen und eine Kerb ohne
Kerbeburschen. Dies alles trug sich am 25. September 1978 in Kriftel zu.
Was war geschehen?
Wir gehen ins Jahr 1965. Da waren zwei echte Krifteler Jugendliche im Alter von 16 Jahren - Heinz Günter Jakobi und Bernhard Daubitz. Seit 1959 gab es in
Kriftel keine Kerbeburschen mehr. Uns kam die Idee, dies schöne Tradition der Kerb mit seinen Kerbeburschen wieder aufleben zu lassen. Sofort in die Tat umgesetzt, versammelten wir uns im ehemaligen
Cafe Beck zu einer ersten Besprechung. Das waren unsere Klassenkameraden vom Jahrgang 49/50. Alle Jungs kamen und 25 davon fanden die Idee gut. Somit begann man mit den Vorbereitungen für die
wiederauferstandene Kerb im September 1967. Wir richteten die Kerb 3 Jahre hintereinander aus. Auf mittlerweile 13 Mannen zusammengeschrumpft, kümmerten wir uns um Nachwuchs.
In den Folgejahren betreute ich die Kerbeburschen, studierte mit Ihnen die Kerbelieder ein und stand Ihnen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Somit war
zunächst einmal die Tradition der Kerb wieder in Kriftel. Es gab in den laufenden Jahren immer wieder mal schwächere Kerbeborsch-Jahrgänge und es kostete von Zeit zu Zeit viel Überredungskunst die
Jungs zu motivieren. Dann kam das verflixte Jahr 1978, vom 23.-25. September. Keine Kerbeburschen. Keiner hatte Interesse! Keine Kerb?
Unser damaliger Bürgermeister, Hans-Werner Börs, sprach mich an, ob man nicht die alten Kerbeburschen “Edelweiß 49/50”, das war wieder unser Jahrgang,
motivieren könnte, noch einmal Kerbeborsch zu werden. Aber das Alter, wir waren alle um die 30 Jahre, viele schon verheiratet und hatten auch Kinder.
„Nun gut“, sprach Börs, „dann tut uns doch den Gefallen und stellt wenigstens einen Kerbebaum an die alte Turnhalle.“ Dazu waren dann auch alle bereit und
wir stellten einen großen Baum an die Turnhalle und einen kleinen auf die alte Verkehrsinsel in der Bahnhofstraße - Einmündung Frankfurterstraße. Der war für uns, für die Kerbebosch „Edelweiß
49/50“.
Man feierte trotz allem eine kleine, gemütliche Kerb 1978.
Nun kam der Kerbemontag, der für einen neuen Verein in Kriftel die Geburtsstunde war. Die Kerbegesellschaft Kriftel (KGK) war
geboren!
Man gründete diesen Verein, um weiterhin die Tradition der Kerb fortzuführen. Die Organisation, das heißt: Kerbebaum, Musik, Umzug, Frühschoppen und neue
Kerbeborsch anzuheuern, lag nun in der Hand der KGK.
Damit man den großen, finanziellen Aufwand der Kerb bezahlen konnte, musste die Idee für eine Zweitveranstaltung her. Da besann man sich auf den schon
berühmten Kerbemontag.
Schönes Wetter und ein gestiftetes 30 Liter Äppelwoifass mussten getrunken werden. Somit beschloss man am Sonntagabend, einen Frühschoppen an unserem
kleinen Kerbebaum auf der Verkehrsinsel der Bahnhofstraße zu begehen. Gesagt, getan holten wir uns gegen 11 Uhr ein paar Stühle und Tische aus dem angrenzenden Hof unseres Kerbeborsch-Kameraden Bernd
Rieb. Ein kleiner Grill mit Würstchen sowie etwas Musik zur Unterhaltung wurden auch noch schnell besorgt. Es war gemütlich und die Stimmung riesengroß.
Mit unseren Frauen zusammen waren wir etwa 20 Personen. Gegen 13 Uhr kamen immer mehr Besucher hinzu. Aus allen Richtungen, sogar aus den Gastwirtschaften
kamen immer mehr Krifteler. Der Frühschoppen weitete sich immer mehr zu einem Spätschoppen aus. Die Verkehrsinsel reichte nicht mehr, so das wir die Straße benutzten. Dies war aber zu gefährlich und
eine Absperrung musste her. Also fuhr ich in die Turnhalle, dort saß der Hausmeister des Bürgerhauses, Helmut Holz, schilderte ihm die Situation und er war voller Begeisterung über diese Idee.
Schnell waren Absperrungen geholt, inoffiziell die Bahnhofstraße gesperrt und wir feierten munter weiter. Nach dem bereits ca. 300 Besucher die Straße besetzten, kam unser Bürgermeister Börs hinzu
und unterstützte diese Feier, in dem er die Absperrung, Kraft seines Amtes als Chef der Ortspolizeibehörde, offiziell anerkannte. Das spontane Fest, zu dem ich noch sehr viel erzählen könnte, war so
erfolgreich, dass wir bis spät in die Abendstunden endlich wieder ausgelassen Krifteler Kerb feierten.
Man musste also annehmen, dass der Bedarf an einem Straßenfest im Ortszentrum vorhanden war. Da wir ein Fest suchten, nahmen wir dies zum Anlass im
nächsten Jahr ein großes Straßenfest zu organisieren. Wie sollte das Fest heißen? Wann sollte es stattfinden? Die Fragen waren schnell beantwortet. Anfang Juni, vor der Erdbeerernte und die Krifteler
Linde steht genau im Ortskern und blüht sogar zu dieser Zeit.
Somit war der Name „Lindenblütenfest“ geboren und fand erstmals am 27. Mai 1979 statt.
gez. Bernhard Daubitz
(langjähriger Geschäftsführer der Kerbegesellschaft Kriftel)